Gipfelerfahrung

Das Konzept der Peak-Experience (A.Maslow) transponiert gewissermaßen religiöse Erfahrungen in weltliche und beschreibt phänomenologisch, wie sich transzendentale „Gipfelerfahrungen“ anfühlen. Maslow bietet 25 Charakteristika an, die Peak-experience ausmachen. Im Kern kennzeichnet er diese Erfahrung folgendermaßen:

• Die Welt wird als ein in sich stimmiges Ganzes wahrgenommen, in dem alle Dinge an ihrem richtigen Platz sind.
• Die Dinge werden als gleich wertig wahrgenommen. Es wird nicht mehr verglichen oder geurteilt oder zwischen wichtig und unwichtig unterschieden.
• Natur wird als an und für sich seiend erlebt und nicht mehr unter dem Aspekt, zu welchen Zwecken sie dem Menschen dienlich ist und entsprechend von ihm genutzt werden kann.
• Die Wahrnehmung verschiebt sich von der gewöhnlichen Ichzentriertheit hin zur Objektzentrierung, weg vom Ego hin zu den Sachen.
• Gipfelerlebnisse werden als so großartig empfunden, dass sie das Leben als Ganzes rechtfertigen und ihm Sinn verleihen.
• Das Gefühl für Raum und Zeit geht verloren, die Wahrnehmung wird passiver und rezeptiver.
• Probleme und Konflikte erscheinen gelöst oder überwunden. Während und nach Peak-Experiences fühlt sich der Mensch gelöst, glücklich, beschenkt

Wer sich bewusst zum Ziel setzen würde, derartige Peak -Experiences zu suchen, dem erginge es wie jedem Glückssucher: der direkte Zugriff verjagt alle Chancen, das Glück zu fassen. Gipfelerfahrungen sind wie Glückserfahrungen ein Geschenk. Allenfalls kann man sich auf dessen Empfang vorbereiten.

Durch Pilgern lassen sich keine „Gipfelerlebnisse“ erzwingen. Aber der Pilger wird unweigerlich eine „Plateau Erfahrung“ (der Begriff stammt ebenfalls von A. Maslow) machen, wenn er sich auf seine Fußreise auch geistig einlässt. Diese „Hocherfahrung“ kann als gelassen-heitere Grundstimmung beschrieben werden, in der sich der Pilger vorbehaltlos für Begegnungen mit Menschen und Natur öffnet. In dieser Erfahrung wird gewissermaßen die Gipfelerfahrung auf Dauer gestellt. Das ekstatische Moment verliert sich dabei natürlich.

In diesem Plateau-Erleben wird die Wirklichkeit als wertedurchwirkt erfasst, als in sich richtig und sinnvoll. Dieser sinnlichen Werterfahrung spricht Maslow hohe therapeutische Qualität zu:

„As a matter of fact, so many people find this so great and high an experience that it justifies not only itself but even living itself. Peak-experiences can make life worthwhile by their occasional occurrence. They give meaning to life itself. They prove it to be worthwhile. To say this in a negative way, I would guess that peak-experiences help to prevent suicide.“